Ich freue mich zwar auf ein Wiedersehen mit Jimmy und Red, befürchte aber Giraud plant auch bei diesen beiden Figuren eher radikale Veränderungen
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Ich freue mich zwar auf ein Wiedersehen mit Jimmy und Red, befürchte aber Giraud plant auch bei diesen beiden Figuren eher radikale Veränderungen
Mir hat der Mr.Blueberry-Zyklus sehr gut gefallen. Wobei es ihm gut bekommt ihn in eienem Rutsch zu lesen. Der Autor hat erkannt, dass der Normalleser auch älter geworden ist, die Zielgruppe sind nicht mehr pubertierende Jungs. Das mit den verschiedenen Erzählebenen: damit beginnend wäre Blueberry nie so berühmt geworden, aber jetzt macht es Sinn.
Und klar wird Blueberry älter, das bekommt der Figur. Ein Buck Danny der in jungen Jahren im 2.Weltkrieg gegen die Japaner, und, immer noch jung, in den 90ern gegen die Serben kämpft reicht.
Volle Zustimmung. Das mit dem in einem Rutsch durchlesen ist mir auch aufgefallen. Solange noch nicht alle Bände draußen waren, konnten einen die diversen Handlungsstränge verwirren, danach waren sie eine Stärke und Weiterentwicklung der Serie. Nur leider hatten sie halt die bereits andiskutierten inhaltlichen konzeptionellen Schwächen (2 Parallelhandlungen, die nicht viel miteinander zu tun hatten, u.a.).
Insgesamt sehe jedoch auch ich diesen Zyklus noch einmal als richtiges Highlight, aller Schwächen zum Trotz.
Es war ja eine seltsame Entscheidung von Giraud, mit der Schießerei am OK Corral ein Thema zu wählen, bei dem Blueberry zwangsläufig im Hintergrund bleiben muss.
Wahrscheinlich hat er diese Entscheidung gerade deshalb getroffen, weil er so Blueberry bewußt passiver halten konnte. Da bei Blueberry die historischen Hintergründe aber immer sehr freizügig gehandhabt worden sind, wäre es wahrscheinlich besser gewesen, wenn sich Giraud vom geschichtlichen Vorbild nur inspirieren lassen hätte. In einem freier erfundenen Szenario wäre dann auch etwas mehr Platz für Blueberry gewesen.
:kupsherr:
Heilig. Nicht König. ;)
Grad nochmal wieder drauf gestossen und festgestellt, dass es zuweilen recht interessant ist, 2003er-Themen und -Posts nochmal aus der heutigen Perspektive zu lesen. Und erstaunlich, wie schnellebig unsre Zeit geworden ist: 2003 noch ein 'unrealistischer' Aprilscherz, liegt die Gesamtausgabe mittlerweile fast komplett vor. Dabei lagen zwischen 'Utopie' und Start der Realisierung grade mal drei Jahre, was rückblickend lächerlich wenig ist (wenn auch vorrausschauend quälend lang).
Leider ist der neueste Blueberry - Blueberry, Bd. 48 - Die Jugend von Blueberry (19): Erlösung - ebenso wie schon die letzten Bände wieder eine Enttäuschung. Sowohl die Geschichte als auch die Grafik können der Arbeit von Charlier - Giraud beim besten Willen nicht mehr das Wasser reichen. In den letzten sechs Bänden, seit "Der Schlächter von Cincinnati", geht es darum, dass Blueberry irgendwelche durchgeknallten Typen zuerst suchen und dann gegen sie kämpfen muss, dass ist mit der Zeit langweilig. Das Artwork ist zwar brav und gut ausgeführt, aber es fehlen die großen, tollen Panoramansichten von Landschaften oder Westernstädten; das ist mir besonders in diesem Album aufgefallen.
Wie in diesem forum auch schon erwähnt, hat der Blueberry von die "Jugend von Blueberry" seit der Zusammenarbeit des Duos François Corteggiani / Michel Blanc-Dumont außer dem Namen eigentlich nichts mehr mit dem Blueberry der Leutnant, Mister oder Marshall-Alben gemeinsam. Der Blueberry der Jugend-Abenteuer bleibt irgendwie farblos, oberflächlich und wächst mir nicht ans Herz. Ebenso geht es mir mit seinen BegleiterInnen. Wie soll sich aus diesem "jungen" Blueberry, jener Leutnant entwickeln, der oft durch eigene Schuld oder die Skrupellosigkeit seiner vorgesetzten in Schwierigkeiten gerät, geegentlich vom Pech verfolgt wird, andererseits wieder durch Glück, Mut, Mutterwitz und die Hilfe seiner Freude wieder aus dem Schlamassel kommt?
Habe gerade die letzte Blueberry-Werkausgabe gelesen (Bd. 17) und ich kann Dir leider nur zustimmen.
Das Beste an den beiden Erzählungen ist der excellente redaktionelle Teil.
Da sieht man mal wieder, wie wichtig ein guter Szenarist ist, um eine interessante Figur zu erschaffen. Bei Charlier war Blueberry ein vielschichtiger, komplexer, auch widersprüchlicher Charakter. In den neuen Jugendabenteuern wirkt er austauschbar und blass, ein Mann ohne Eigenschaften. Dazu passt dann auch das Artwork von einem Zeichenhandwerker wie Blanc-Dumont. Alles ist solide und penibel ausgeführt, aber ohne Ausdruck oder Prägnanz. Ich finde, B.-D. kann gar keine Figuren zeichnen. Die Bewegungsabläufe sind steif, die Gesichter wächsern und maskenhaft. Kein Vergleich mit den Charakteren, die Giraud erschaffen hat.
Na, da sind wir uns aber mal absolut einig.
Man schaue sich hinsichtlich der Zeichnungen z.B. nur mal das letzte Bild des aktuellen Albums an und da die Proportionen von Pferd und Reiter.
Wobei ich das auf eine gewisse Bequemlichkeit von Blanc-Dumont schiebe,
denn der kann es ja eigentlich, wenn man sich mal seine alten Jonathan Cartland-Alben anschaut.
In der von Dir erwähnten Geschichte fand ich besonders
extrem gewöhnungsbedürftig und in einem Blueberry-Comic sehr unpassend.
Ich bin auch schon sehr auf den Übergang zu den Giraud-Alben gespannt. Wie man da wohl den Bogen von den Pinkerton-Geschichten (über "Apachen") zum Fort Navajo spannen wird? Im Grunde genommen könnte man direkt an das letzte Album anschließen, da
. Daraus wird allerdings nichts, denn Corteggiani arbeitet bereits am Jugendabenteuer Nr. 20 "Gettysburg".
Hier kann man sich bereits ein paar erste Skizzen und Seiten vom neuen Album ansehen. Die Story ist 1863 angesiedelt, was bedeutet, das man ab jetzt die Jugendabenteuer offensichtlich nicht mehr chronologisch weitererzählt.
Ein wenig tragisch ist es. Blueberry ist wohl die prominenteste frankobelgische Figur, die durch ihren Erfolg richtig totgeritten wird. Ist ja nicht so, als wenn Gettysburg nicht auch so als Story was hergeben würde. Aber die glaubwürdige historische Blueberry-Timeline ist leider inzwischen völlig verquast, die Chronologie der Serie ist kaputt, der künstlerische Aspekt verschwindet.
So lange sich die Serie gut verkauft, wird halt Album um Album nachgeschoben. Giraud und die Charlier-Erben verdienen natürlich an jedem neuen Jugend-Album mit und haben deshalb wohl kein Problem damit, dass das Qualitätsniveau des klassichen Blueberry nicht mehr annähernd erreicht und außerdem die Timeline verwässert wird.
Hat sich Giraud eigentlich schon Mal geäußert, ob die Hauptserie von einem neuen Kreativteam weitergeführt werden darf, wenn er mal nicht mehr unter uns ist?
Wobei aber bedacht werden sollte, dass gerade die Jugendabenteuer sich von Anfang an nicht an eine "tatsächliche" historische Chronologie gehalten haben - und ganz zu schweigen davon, dass etwa die Ereignisse im Album "Fort Navajo" eigentlich vor der "Jugend" angesiedelt werden müssten etc.
So gesehen ist es mir ziemlich egal, dass jetzt plötzlich Gettysburg zum Thema wird. Ich fände es sogar besser, wenn jetzt tatsächlich korrekte Datierungen vorgenommen würden und nicht mehr alles zu einer fiktiven Blueberry-Chronologie zurechtgebogen wird.
Hm... :kratz:
Was mich zu der Frage führt, wie eigentlich die Indianerkriege mit dem Sezessionskrieg in Einklang zu bringen sind... Also in echt jetzt, unabhängig von der 'Geschichtsschreibung' bei Blueberry...
Eine komplett separate Betrachtung der Komplexe ist halt schwierig, da das eine manchmal mit dem anderen direkt zu tun hat. Zum Beispiel bei diesem Ereignis, das ich mal aus unserer Karte zum Sezessionskrieg im "Epitaph" 2 zitiere ...
Und auf diesen Geschehnissen fußt übrigens widerum die Handlung von "Der einsame Adler" - das aber nur am Rande.Zitat:
15. & 16. Juli 1862 – Arizona-Territorium: Bei ihrem Bemühen, die Konföderierten aus dem Territorium zu vertreiben und nach Texas vorzustoßen, werden Kalifornische Freiwilligenverbände am Apache Pass in Kämpfe mit Apachen unter Mangas Coloradas und Cochise verwickelt.
Ja, schwierig. Hatte bisher immer gedacht, dass der Sezessionskrieg in eine 'Ruhephase' des 'Landraubs' fiel, der dann danach erst wieder aufgenommen wurde. Aber obig verlinkte Zeittafel zeigt ja, dass durchaus parallel zum 'Bruderkrieg' gegen die Indianer gekämpft wurde. Aber wohl nur seitens der Unionstruppen(?), so dass nur die eine derartige 'Doppelbelastung' hatten.
Ich würde es begrüßen, wenn ein stimmiger Übergang zwischen den Bürgerkriegsabenteuern und den Nachkriegsabenteuern hergestellt würde, d.h. eine Geschichte, die einerseits Blueberrys Äußerungen in „Fort Navajo“ (General Graig sei für seine Versetzung in den Westen verantwortlich) aufgreift und andererseits erklärt, wie Blueberry zu dem traumatisierten Wrack wurde, das er in „Apachen“ anfangs ist. Dafür bräuchte es jedoch vermutlich einen einfallsreicheren Texter, als es François Corteggiani ist.
(Ein nathloser Übergang wird ohnehin nicht möglich sein, oder hat irgendjemand in "Apachen" die Trompete gesehen, die Blueberry in "Fort Navajo" als Bürgerkriegssouvenir mit sich führt?)