Wie man Comics schreibt - Tipps für Texter
Hallo allerseits,
als ich mich vor inzwischen über 4 Jahren entschloss, einen Comic zu schreiben, hatte ich keine Ahnung, wie das geht. Ich wollte mir daher ein Buch besorgen und mich schlau machen. Leider fand ich kein Buch zu diesem Thema. Es gibt einige Bücher, die thematsieren, wie man Comics zeichnet, aber meines Wissens nach gibt es keines, das sich an den Texter oder Szeneristen wendet und erklärt, wie man Comics schreibt. Ich musste daher meinen eigenen Weg finden, wie ich mein Projekt umsetze. Nachfolgend einige Ansatzpunkte: Ich habe ausprobiert und aussortiert. Mich mit Autoren (von Büchern), Zeichnern und Verlegern unterhalten. Ich habe Bücher über das Schreiben gelesene, etc, immer mit dem Focus, zu lernen, wie ich am besten Comics schreiben kann.
Ich denke ich habe inzwischen viel gelernt und es mir auch geglückt, meinen ersten Comic zu vollenden (Er wird im Juli erscheinen). Ich habe mich aber gefragt, ob es derzeit auch anderen (angehenden) Comic-Autoren so geht wie mir damals und ob daher ein Interesse daran besteht, dass man in diesem Threat Tipps zum Schreiben von Comics veröffentlicht?
Natürlich könnte man den Threat auch nutzen, um sich allgemein über das Schreiben von Comics zu unterhalten und sich auszutauschen.
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Ich kann mal meine Arbeitsschritte in Bildern aufzeigen (muss allerdings Teile unkenntlich machen wg. NDA):
Beginnen tut‘s immer mit einem Plot/Exposé, das ich mir ausdrucke und dann schon mal grob danach aufteile, welche Teile wie viele Seiten verschlingen werden, bzw. wie hier, was auf welche Seite kommt.
Anhand dieser Vorlage und dem, was sich bis dahin weiter in meinem Kopf angesammelt hat, lege ich dann den ganzen Comic in Thumbnails an, so wie‘s Zeichner auch tun, nur statt mit Mini-Skizzen mit Stichworten.
Dann schreibe ich das Skript als Textdokument, wobei sich bei dem Schritt noch mal Teile der Thumdnails verändern, weil das natürlich die Phase ist, bei der man am stärksten merkt, wo noch Unstimmigkeiten sind.
Ist das Skript fertig, setze ich die Thumbnails in ein leserliches Layout um, das ich mit einreiche, damit die Zeichner später einen besseren Eindruck davon haben, wie ich mir die Seiten vorstelle und nicht erst selbst ausbaldowern müssen, welches Panel wie viel Platz auf der Seite einnehmen muss.
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Ach ja, die Wolke ... das ist in diesem Fall die „Wolke des Monstrox“ aus den NEXO Knights. Manchmal setze ich einzelne Figuren dazu, ums noch genauer darzustellen.
Hier im Anhang z.B. eine Figur, die einer anderen etwas erzählt, das links von beiden gezeigt wird und zwar in in einem Panel, das durch seine Wolkenform eine Rückblende verdeutlicht. Zusammen mit dem entsprechenden Skript ist das dann recht eindeutig, ich habe eigentlich erst ein einziges Mal eine Rückfrage bekommen, wie ich mir eine bestimmte Stelle denn genau vorstelle.
Generell versuche ich immer so präzise und umfangreich wie möglich zu beschreiben, immer mit der Ansage, dass alles, was zu viel ist, auch weggelassen werden kann, Hauptsache die Zeichner können sich das Bild, das ich vorm geistigen Auge habe, so gut wie möglich selbst vor Augen führen. Da kann's schon mal vorkommen, dass ich fünf bis zehn Details für ein Panel aufliste und im Comic kommen davon dann nur zwei vor und dazu noch ein ganz anderes/neues, das dem Zeichnerhirn entstammt, dafür aber entsprechend gut passt.
Am Ende sieht‘s dann immer ziemlich so aus, wie ich‘s mir gedacht habe, manchmal aber auch überraschend anders und trotzdem besser.
Allerdings bezieht sich dieses Beispiel hier auf Aufträge, bei denen ich eigentlich überhaupt keinen Kontakt zu den Zeichnern habe. Gerade bei Comics für Kinder- und Jugendmagazine werden ja oft ausländische Zeichenstudios herangezogen, sodass zu allem Überfluss das Skript vorher auch noch übersetzt werden muss. Ausserdem geht‘s oft um Lizenzthemen und da gilt es eine Menge Vorgaben umzusetzen bzw. einzuhalten, sowohl was die Handlungsmöglichkeiten angeht, als auch zeichnerisch.
Wenn ich „richtig“ im Team arbeiten kann, arbeite ich genauso (einfach aus Gewohnheit), aber der Austausch zwischen Autor und Zeichner kommt dann so richtig zum Tragen, das ist natürlich Optimum und am Ende ist es das Bestmögliche, was alle Beteiligten zustande bringen konnten. Da spielt die vorangehende Autorenvorstellung mMn aber auch eine eher untergeordnete Rolle, während das Zusammenführen der individuellen Ideen wichtiger ist.
Und beim Schreiben geht‘s gleich in die Skriptform, das ist ein weiterer Vorteil, wenn ich vom groben Plot ausgehend in einzelnen Schritten konkreter werde. Da habe ich dann die ganze Story, weil ich sie drei, vier mal immer detaillierter durchdacht habe, sehr gut im Kopf und kann sie grad so runterrasseln. Zumindest bei Comics, die nur ein Heft umfassen, bei 200 Seiten Graphic Novel sähe das wahrscheinlich anders aus, aber wann bekommt man so was schon mal als Autorenauftrag ...
Die Dialoge setze ich dann meistens spontan dazu, es sei denn die sind bei bestimmten Situationen (oder natürlich Witzen!) von vornherein klar. Und wenn ich am Ende noch mal drüber lese schleife ich sie noch, genauso wie die dazugehörigen Sounds.
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Die Thumbnails sind ja nur für mich, die muss (gottseidank) niemand anderes begreifen können. :)
Ich habe mir dafür Vordrucke gemacht, die den Seitenplänen der Magazine entsprechen (also welche Einzel- und welche Doppelseiten sind), in denen ich dann herumkritzele.
Die klare Umsetzung für die Zeichner habe ich früher noch von Hand gemacht (siehe unten), mittlerweile mache ich sie in InDesign.
Inwieweit dann noch ein Gutter zwischen den Panels bleibt, überlasse ich meistens den Zeichnern, bzw. den Verlagen bei Ansicht der ersten Vorzeichnungen.
Wenn ich kein Layout mit einreiche, gebe ich bei jeder Seite mindestens mit an, wie viele Zeilen mit jeweils wie vielen Panels es sein sollen. Das funktioniert mMn aber nur bei einem ziemlich „ordentlichen“ Layout. Je mehr Dynamik reinkommt, z.B. durch ein Panel, das sich am Rand von ganz oben bis ganz unten zieht, wird‘s schon unverständlicher.