calohn

Nun war es also endlich soweit. Don Rosa war (bzw. zum Zeitpunkt der Erstellung des Eintrags läuft die Tour noch - also: "ist) auf Deutschlandtour und dieses Mal nehme ich es bewusst wahr, dass er auch in Berlin einen Termin hat. Mit mächtig viel Interesse erkundige ich mich nach dem ganzen Prozedere, damit ich auch nichts falsch mache. Bereits vorab teilt man mir am Telefon mit, dass es sinnvoll sei, ab 14 Uhr vor Ort zu sein, da die Signieraktion von 15 bis 18 Uhr gehe. Außerdem könne man zwar seine alten Comics abstauben und mitbringen, müsse aber vor Ort etwas kaufen, damit der Kassenbon als "Eintrittskarte" herhalten kann.

Okay.

Was mir bei einer Signieraktion von Cosey im Ellington Hotel noch mächtig sauer aufgestoßen ist, nehme ich hier hin und schlucke die Kröte. Künstler und Händler müssen ja auch irgendwie den Kühlschrank vollkriegen und Gehälter bezahlen.

Dann also hin. Dank ignoranter Busfahrer und schlecht funktionierender Anbindungen sind wir (niemals ohne Begleitung zu einer Signieraktion mit mehrstündiger Wartezeit!) vor Ort und reihen uns um 14:20 Uhr in eine doch schon imposante Schlange ein. Die Begleitung wird geparkt und man selber geht natürlich zum Geschäft schon vor, um jetzt den Titel seiner Wahl zu erwerben, damit man auch zum Künstler vorgelassen wird. Ältere Comics wurden nicht eingepackt. Wozu auch? "Musste" ja eh ein Neues kaufen. Dann wieder brav in die Reihe zurück und ab jetzt beginnt das Warten und Beobachten (Achtung: Andere Leute um einen herum dann ein wenig zu beobachten ist das Highlight einer jeden Signieraktion - ich find das toll!). Um 14:45 Uhr kommt Don Rosa zum Stand und wenige Minuten später geht es auch schon los. Alles noch in bester Ordnung.

Dann um 15:15 Uhr teilt man mit, dass Don Rosa nur die ersten 45 Minuten für den geneigten Fan auch eine Zeichnung ins Buch macht und ab da ausschließlich Autogramme gegeben werden. Zeitgleich wird ein Bereich angezeigt, aber dem dann halt keine Zeichnungen mehr zu haben sind, sondern dann nur noch Autogramme, damit jeder in der Schlange sein Autogramm kriegt. Verwirrt sehe ich mich außerhalb dieses Bereichs, obwohl ich doch schon ca. eine Stunde brav warte. Auch wurde beim Kauf der Kassenzettel mit dem Kommentar ins Buch gelegt: "Das ist Ihre Eintrittskarte, mit der Sie dann Ihre Zeichnung bekommen." Leichtfertig daher gesagt? Absolute Unkenntnis des Prozederes? Verwunderung über die doch ziemlich große Resonanz? Keine Ahnung. Aber nur ein Autogramm? Okay, damit jeder eines kriegt. Nachvollziehbar. Aber: Dafür gehe ich persönlich nicht zu einer Signierstunde von einem Comiczeichner. Da ist Don Rosa keine Ausnahme.

Nach wenigen Minuten des Frustes wallt meine schlechte Laune auf. Das kann es nicht sein. Kurze Besprechung mit der Begleitung und dann ab zum Geschäft. Das Buch soll zurückgehen, da ich auf eine solche Aktion keinen Bock hab. Doch das ist gar nicht so einfach wie gedacht. Es entspinnt sich in etwa folgender Dialog (Achtung: Aus der Erinnerung!):
Ich: "Ich möchte gern das Buch zurückgeben."
"Da müssen Sie meine Kollegin oder den Kollegen an der Kasse fragen. Ich bin hier nur Aushilfe."
Ich zum ziemlich gestressten Kassierer: "Ich möchte gern das Buch zurückgeben."
"Da müssen Sie meine Kollegin fragen."
Ich (augenrollend): "Ich möchte gern das Buch zurückgeben."
"Moment - Gleich."
Einige Momente des Wartens später.
Ich: "Ich möchte das Buch zurückgeben. Hier findet keine Signieraktion statt."
"Das machen wir nicht. Außerdem wird jeder hier seine Unterschrift erhalten."
Ich: "Ich möchte von dem Mann nicht nur ein Autogramm, sondern auch eine Zeichnung. Don Rosa ist schließlich Comiczeichner. Für eine Unterschrift stell ich mich jetzt hier nicht ewig an."
"Das können wir aber so nicht machen."
Ich: "Hören Sie. Als ich mir das Buch kaufte, sagte man mir, dass er auch eine Zeichnung bzw. Widmung reinmacht. Nicht nur ein Autogramm. Davon bin ich ausgegangen."
"Das Buch zurückgeben geht nicht. Wenn max. nur gegen andere Ware oder einen Gutschein. Und Sie bekommen doch auch ihr Autogramm."
Ich: "Mich interessiert momentan kein anderer Artikel und eine Signierstunde ist für mich mehr, als eine reine Autogrammstunde. Der Mann ist doch kein Rockstar."
"Schauen Sie sich doch die Schlange an. Natürlich ist der Mann ein Rockstar."
Ich: "Ich werde hier jetzt aber nicht in Ehrfurcht erstarren!"
"Naja. Okay. Aber nicht zu anderen Kunden sagen. Sonst kommen noch mehr."

Gesagt, getan. Damit wird das Buch zurückgegeben und das Geld erstattet. Im gleichen Zug befreie ich meine Begleitung aus dem Stasis-Zustand und hauen ab.

Da fühlt man sich schon geneppt.

Wenn ich einem Künstler gegenüber stehe, von dem ich mir eine Signierung wünsche, dann gehört meiner Ansicht nach zumindest eine kleine Zeichnung und die Widmung dazu. Das musste ich inzwischen zum zweiten Mal schon hinnehmen, dass dem nicht so zu sein scheint. Aber wenn das so nicht mehr funktioniert, verlange ich demnächst für den Eintritt (in diesem Fall Kauf eines Buchs) wenigstens eine kleine Bühnenshow. Das machen Rockstars auch.